Ich schrieb das Interview an einem Sonntagmorgen kurz vor dem Herbstbeginn. Merkt ihr dann auch langsam, wie der Herbst seine goldigen Farben über die Natur legt? Wie er dich dazu drängen möchte, wieder langsamer zu werden? Ruhe einkehren zu lassen und die Kuschelsocken auszukramen? Der dich an den Lauf der Zeit erinnert, damit du dich wieder auf die für dich wichtigen Dinge konzentrierst? Wieder mehr zu dir findest?

Damit du vielleicht den einen oder anderen richtigen Trigger dazu bekommst, stelle ich dir heute Elena vor. Elena ist eine liebende Ehefrau, frischgebackene Mutter und wahrhaftige Freundin. Sie erzählt auf ehrliche Weise, was es für sie heißt, weiblich zu sein und sich selbst so zu lieben, wie sie ist. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund, um andere Frauen dazu zu motivieren, sich anzunehmen und zu lieben. Ganz besonders die Schwächen. Aber lest selbst.

Wir haben uns im Interview gefragt: Ist es nicht gerade stark, seine Schwäche zuzugeben? Wer definiert denn meine eigenen Stärken und Schwächen? Warum muss eine Frau immer „stark“ sein und was heißt das denn genau? Warum ist es nicht in Ordnung für eine Frau von heute, einfach ruhig, langsam und liebend zu sein?

1. Wie würdest du dich derzeit am besten beschreiben?

Ich musste über diese Frage kurz nachdenken. In erster Linie bin ich eine liebende Ehefrau. Ich bin die Frau von meinem Mann – Mit Herz und Seele. Und ja, ich bin auch Mutter. Und ich liebe meine Familie, denn sie schenkt mir Energie und Kraft, auch wenn meine Kleine mein Energieniveau gerade sehr leerräumt. Ich bin eine schwache Frau und das ist in Ordnung, Ich mag meine Schwächen und kann vielleicht nicht viel, aber meine größte Stärke, die ich gelernt habe, ist, um Hilfe zu bitten. Versteht mich nicht falsch, ich bin möchte wie andere Frauen eine starke Frau sein, aber für mich selbst. Um glücklich zu sein und meine Energie in meine Familie zu geben. Ich möchte dabei einfach ich sein und brauche es nicht, eine starke geschäftige Frau zu sein, welche Karriere machen möchte und das Leben im Alleingang schafft. Frei nach dem Motto: Allein ist uncool – Mit Hilfe ist man gemeinsam.

2. Welches Lebensziel hast du?

Ich erinnere mich noch an eine Diskussion mit meiner besten Freundin als wir noch in Russland gelebt haben. Natürlich möchte jeder die Welt zu einem besseren Ort machen. Ich bin überzeugt, dass dies nur mit Liebe funktioniert. Und Liebe ist für mich ein Verb.

Ich möchte Liebe lernen, Liebe schaffen und sie verbreiten. In mir selbst und an andere. Ich arbeite hier nach dem Schneckenprinzip: Zunächst lerne ich, mich selbst zu lieben und mich gut um mich zu kümmern. Diese Liebe kann ich dann weitergeben. An mein Kind und meine Familie. Und weiter an andere Freunde.

Habt ihr schon mal von der Liebe des Gärtners gehört? Der Gärtner liebt jede Pflanze, so wie er ist. Er versucht nicht aus der Tulpe eine Rose zu machen. Er akzeptiert die Tulpe mit ihrer Einzigartigkeit. Und beginnt dann, dass Wunderschönste aus dieser Pflanze herauszuholen.

Wenn du dich selbst liebst und diese Liebe verbreitest – mit Akzeptanz in dich selbst und in anderen – dann bin ich überzeugt, dass dir die Welt genauso helfen wird.

3. Wie würdest du Weiblichkeit für dich definieren?

Ist Weiblichkeit denn angeboren? Ja, ich denke schon. Ich habe meine Weiblichkeit im Laufe der Zeit aber verloren und wollte sie im Alter von 27 Jahren erstmal neu aufbauen. Ich habe damals über eine Challenge damit anfangen. Man beginnt sich erstmal äußerlich zu kleiden, wie eine Frau. Trägt weibliche Röcke, pflegt sich, lässt seine Haare lang wachsen und wird langsamer; geschmeidiger. So versteht dein Geist, dass du auch innerlich beginnen kannst, deine Weiblichkeit zuzulassen.

Und für mich gehörte auch meine Schwäche dazu. Zuzulassen schwach zu sein. Nicht stark sein zu müssen. Und dies als in Ordnung zu befinden. Es ist in Ordnung, um Hilfe zu bitten und nicht alles Allein zu schaffen. Nach diesem Prozess trage ich auch mal wieder ein Schlabbershirt oder eine Hose. Aber Jeans? Ich mag keine Jeans, warum soll ich sie dann tragen?

Ich habe auch gelernt, Nein zu sagen. Nein zu dem was jemand anderes verlangt. Nein, zu einem Date, der mir nicht gefällt. Ich habe gelernt, meine Wünsche als wertvoll zu schätzen.

Und genau dieser Prozess hat dann zu geführt, meine Liebe des Lebens zu finden. Dem ich heute alle meine gelernte Liebe geben darf.

Ich denke, für jeden ist der Begriff Weiblichkeit anders. Und das ist gut. Ich würde mir wünschen, dass Frauen heute aber nicht nach der Stereotypie der Gesellschaft gehen, sondern nur nach ihren eigenen Wünschen sich selbst definieren.

4. Wenn du körperliche Veränderungen an dir vornehmen könntest, welche wären das?

Hätte ich einen Zauberstab würde ich als erstes meine grauen Haare wegzaubern. Ich hätte auch gerne meine Brüste von letztem Jahr zurück, genauso wie mein damaliges Gewicht. Ich würde auch gern nicht mehr wissen, was ein Beckenboden ist.

Wusstet ihr das im Alter von 30 Jahren, die Garantie des Körpers verfällt? Ich habe es erlebt. In einem Moment bin ich noch hochschwanger – mit straffer Haut, vollen Brüsten, leuchtender Haut – und in nächstem Moment bin ich nur noch eine Frau mit Übergewicht. Wie gemein! Was soll der Scheiß? Aber gut, ich habe gelernt, auch diesen Zustand zu akzeptieren und den Prozess, meinen Körper wiederaufzubauen, zu genießen. Und ich bin dabei stolz auf mich. Ich denke auch, dass jede Frau diesen Prozess braucht, um selbst stolz auf sich sein zu können und es zu schätzen zu wissen. Und das im besten Fall ohne Chemie, ohne Künstliches und ohne dann von nächstem Kosmetiker abhängig zu sein.

5.Glaubst du das eine ausgewogene Ernährung und gesunde Bewegung deine Weiblichkeit beeinflussen?

Ich bin überzeugt, dass meine Ernährung mit mir selbst und meinen Zielen zu tun hat, also auch mit meiner Weiblichkeit. Wie ihr gelesen habt, ist die Selbstliebe für mich ein fester Grundstein meines Lebens. Ich nutze meine Ernährung hier als tatsächliche und wahre Energiequelle. Ich habe viel Spaß bei der intensiven Suche nach den besten Lebensmitteln für mich gehabt. Es diente für mich als absolut großen Beitrag zu Lebensqualität. Dabei war es mir nämlich wichtig eine hohe Variabilität, statt Tiefkühlpizza an den Tag zu legen. Für mich und natürlich – Schneckenprinzip – danach auch für meine Familie. Damit ich durchs „Kochen und Füttern“ auch so meine Liebe zeigen und weitergeben kann.

Also ja, ich glaube auf jeden Fall, dass die Weiblichkeit so beeinflusst wird – weil sie mich zu all meinen Zielen führt und diese Ziele beginnen immer mit Selbstliebe.